Links ist ein Mann mit einem dickeren Bauch, rechts ein identisch gekleideter Mann mit dünnem Bauch.
Dicker oder dünner Bauch - das beeinflusst Alterungsprozesse, zeigen Studien. © grinvalds / iStock / Getty Images Plus

Alterungsprozesse | Entzündungen

DICKER BAUCH TUT NICHT GUT

Schon lange vermutet man, dass chronische Entzündungszustände wesentlich zum Alterungsprozess beitragen. Besonders häufig finden sich die Auslöser im Bauchfett. Wissenschaftler fanden nun einen neuen Forschungsansatz zur Verjüngung unseres Immunsystems.

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Dass ein dicker Bauch sich nicht nur auf die Silhouette auswirkt, sondern auch jede Menge unguter Marker in sich trägt, das haben Forscher des Universitätsspitals Bern jetzt nachgewiesen. Zwar nur im Mausmodell, doch ihren Beteuerungen zufolge verhält es sich beim Menschen genauso.

Ihre Fragestellung war folgende: Wie kann man Gesundheit und Vitalität im hohen Alter fördern? Denn erhöhte Gebrechlichkeit und Immunschwäche gehören nun einmal zu den Hauptmerkmalen des Alterns. Ältere Menschen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Infektionen, da mit zunehmendem Alter die Funktion des Immunsystems stark abnimmt. Besonders bewusst wird das bei der alljährlichen Grippewelle – und, wie jetzt gerade, beim Auftreten einer Viruserkrankung wie Covid-19. Da das Immunsystem von älteren Menschen nicht mehr optimal auf Impfungen anspricht, gelten sie als Hauptrisikogruppe für die Ansteckung mit diesen Erregern und weisen auch die höchste Sterberate auf. Auch Muskelschwäche und damit verbundene Einschränkungen in der Mobilität machen alten Menschen zu schaffen. Schon lange wird dabei vermutet, dass chronische Entzündungszustände wesentlich zum Alterungsprozess und den damit verbundenen Erkrankungen beitragen.

Die Berner Wissenschaftler haben nun die Haupt-Übeltäter identifiziert: Das viszerale Fettgewebe (das am Bauch) beherbergt in seinem Innern bestimmte Immunzellen, die Eosinophilen. Die kommen auch im Blut vor und regulieren an beiden Orten Entzündungsprozesse. Eosinophile wollen nur unser Bestes: Sie wehren unter anderem Parasiten ab, können aber, wenn sie ihre Arbeit übertreiben, durch eine überschießende Reaktion auch zu Atemwegserkrankungen führen.

Wenn wir älter werden, sinkt der Anteil von eosinophilen Zellen im Fettgewebe, während die Anzahl der entzündungsfördernden Makrophagen zunimmt. Die Verschiebung dieser Immunzell-Balance hat die unschöne Folge, dass Bauchfett im Alter zur Quelle ständigen Ärgers wird: zum chronischen Entzündungsherd nämlich.

Wenn man jungen Mäusen Eosinophile entnimmt und sie älteren Mäusen spritzt, wirkt das wie ein Jungbrunnen auf sie. „In experimentellen Versuchen konnten wir auf eindrucksvolle Weise zeigen, dass im Mausmodell Transfers von Eosinophilen aus jungen Tieren in gealterte Empfänger Entzündungen nicht nur im Bauchfett, sondern im gesamten Körper unterdrücken können“, sagt der beteiligte Forscher Dr. Alexander Eggel. Erstaunlich war dabei auch die Beobachtung, dass die transferierten Zellen ganz von selbst den Weg ins Fettgewebe fanden. Und diese hatten dann auch noch einen verjüngenden Effekt auf das Immunsystem, nachzumessen an einer verbesserten Impfantwort.

Die im Tiermodell beobachtete Verschiebung der Immunzell-Balance im Fettgewebe konnten die Forscher auch im Menschen bestätigen. Ziel der Forschung sei es nun, diesen Erkenntnisgewinn für die Entwicklung geeigneter Therapieansätze zur Erhaltung von Gesundheit und Vitalität im Menschen zu nutzen, betonte Eggel.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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